Der nächste Schritt ist getan. Im Oktober hatten wir euch bereits von den Plänen von NRW-Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer für ein Pflichtfach Informatik berichtet. Jetzt hat das Landeskabinett von Ministerpräsident Armin Laschet einem Entwurf zugestimmt, der die Einführung der Fächer Wirtschaft und Informatik als Pflichtfach für die Sekundarstufe I (Klasse 5 bis 10) regeln soll. Der Verordnungsvorschlag betrifft außerdem Änderungen der Ausbildungs- und Prüfungsordnung, die dafür nötig werden. Bis Anfang/Mitte 2020 haben nun Verbände, die am Schulleben beteiligt sind, Zeit, sich zu dem Entwurf zu äußern, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums für Schule und Bildung.

„Schule hat die Aufgabe, junge Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben in unserer Gesellschaft und einen erfolgreichen Berufseinstieg vorzubereiten. Ohne vertiefte ökonomische Kompetenzen und grundlegende digitale Kenntnisse ist dies in der heutigen Zeit schlicht nicht mehr möglich, daher ist für die Landesregierung beides selbstverständlich ein unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung“, erläutert Yvonne Gebauer den Verordnungsentwurf in der offiziellen Pressemitteilung.

Der Zeitplan

Einführung Fach Wirtschaft
Nicht-gymnasiale Schulen (Real-, Haupt-, Sekundar- und Gesamtschulen) Schuljahr 2020/21
Realschule Hauptschule Sekundar- und Gesamtschule
innerhalb Lernbereich Gesellschaftslehre Lernbereich Arbeitslehre (Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft) entwickelt zu neuem Lernbereich Wirtschaft und Arbeitswelt

Fach Wirtschaft/Politik mit erhöhtem Stundenumfang

Lernbereich Gesellschaftslehre

Gymnasium Laufendes Schuljahr 2019/20
wurde mit Umstellung auf G9 (Abitur nach 13 Schuljahren) eingeführt
Einführung Pflichtfach Informatik in Klasse 5 und 6
Alle Schulformen Schuljahr 2021/22
neue Lehrpläne sollen zeitnah entwickelt und Lehrkräfte qualifiziert werden

 

Von dem Vorhaben, Informatik als Pflichtfach einzuführen sind zeigen sich auf Twitter viele Nutzer*innen und Unternehmen begeistert und unterstützen die Pläne der Landesregierung.

Ein Twitternutzer freut sich über die nun vielseitigeren Lernbereiche. Von der Idee, Informatik in den Lernbereich Arbeitslehre zu integrieren, zeigen sich aber nicht alle begeistert. So kritisiert Ludger Humbert, Professor für Angewandte Informatik an der Bergischen Universität Wuppertal auf Twitter:  

Anmerkung der Redaktion: WL = Wirtschaftslehre, GL = Gesellschaftslehre, AL = Arbeitslehre, RS = Realschulen,
HW = Hauswirtschaftslehre, NW = Naturwissenschaften

Andere fragen sich, wer das neue Pflichtfach Informatik unterrichten soll angesichts des heute schon drängenden Lehrkräftemangels.

Informatik als Stützpfeiler der modernen Gesellschaft

Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung betont trotz aller Diskussion die Notwendigkeit von Wirtschaft und Informatik in der Schule. „Die Wirtschaft bildet nicht nur das Fundament unseres gesellschaftlichen Wohlstands, sie ist auch ständiger Begleiter im Alltag. Ein solides Grundwissen darüber, wie unser Wirtschaftssystem funktioniert, oder Kenntnisse über Rechte und Pflichten als Verbraucher sind Alltagskompetenzen. Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in unserer Gesellschaft verantwortungsvoll mitzugestalten.
Grundsätzlich ist die Einführung neuer Fächer stets gründlich zu prüfen, denn beste Bildung darf nicht irgendwelchen Moden unterliegen. Und grundsätzlich gilt auch, dass Lernen mit digitalen Medien in allen Fächern zum Alltag gehören muss, wenn dadurch ein fachlicher Mehrwert entsteht. Aber die Digitalisierung krempelt unser Leben komplett um und es wäre verantwortungslos, wenn wir unseren Kindern nicht das Rüstzeug an die Hand geben würden, ein tieferes Verständnis für die dahinterliegenden Prozesse und Veränderungen zu entwickeln“, erklärt die Ministerin.

Bereits seit Anfang 2019 arbeiten Lehrplankommissionen an neuen Lehrplänen der betroffenen Lernbereiche. Im kommenden Jahr sollen sich die Verbände zu diesen Entwürfen äußern können. Pünktlich zum Schulstart sollen die neuen Lehrpläne in Kraft treten.

Erster Schritt von vielen getan

Auch wenn das Landeskabinett grünes Licht gegeben hat, ist es jedoch noch ein weiter Weg, bis das Vorhaben realisiert werden kann. Denn nachdem die Kabinettsentscheidung gefallen ist, haben jetzt zunächst die Verbände Gelegenheit, ihre Gedanken zu dem Entwurf zu äußern. Nachdem die Landesregierung diese Ergänzungen der Verbände ausgewertet hat, fällt eine endgültige Entscheidung darüber, wie die Fächer Wirtschaft und Informatik eingeführt werden. Anschließend muss der Ausschuss für Schule und Bildung des Landtags Gelegenheit bekommen, sich an dem Vorhaben zu beteiligen.