In diesem Test nehmen wir für euch den BOB3 unter die Lupe. Der BOB3 ist ein sogenannter Einplatinencomputer. Das bedeutet, dass hier alles, was ein Computer zum Arbeiten braucht, auf einer Platine vorhanden ist. Der Hauptbestandteil dieser Einplatinencomputer ist der Mikrocontroller. Was ein Mikrocontroller ist, haben wir euch in diesem Artikel ausführlich erklärt.

Wer hat‘s erfunden?

Nils Springob und Katja Bach haben den BOB3 entwickelt und mit ihrer Firma nicai systems als Lernplattform zur digitalen Bildung auf den Markt gebracht. Die ursprüngliche Schreibweise war eigentlich B-O-B-3 bzw. B·O·B·3. Die Schülerinnen und Schüler, die mit der blauen Platine arbeiteten, hörten aber bald auf, jeden Buchstaben einzeln auszusprechen, und verliehen ihr stattdessen den Namen „BOB“, was uns zur Schreibweise „BOB3“ führt.

Verpackungsinhalt und Zusammenbau

Werfen wir einen Blick in die Verpackung: Aller Anfang ist schwer und beim BOB3 vielleicht noch ein wenig mehr, denn er kommt in Einzelteilen. Allerdings sind diese Einzelteile nicht zum Zusammenstecken, nein! BOB3 muss zusammengelötet werden. Eine kleine Anleitung zum richtigen Löten liegt zwar bei, ist jedoch für komplette Neulinge, die beim Löten auf sich allein gestellt sind, nicht ausreichend. Es sind allerdings nur dreizehn Teile, welche ihr anlöten müsst. Wir fanden das Batteriefach, welches zum Schluss angelötet werden soll, am schwierigsten anzubringen. Da es sehr groß ist, benötigt es lange, um heiß zu werden und da es auf der Rückseite des BOB3 vorsteht, ist es etwas wackelig, die Lötpunkte auf der Vorderseite zu setzen. Prinzipiell ist der BOB3 aber einfach zu löten.

Das entsprechende Lötwerkzeug müsst ihr selbst besitzen bzw. Zugriff darauf haben. Für Lötneulinge ist es am besten, eine erfahrene Person im Umgang mit dem Lötwerkzeug an der Seite zu haben. Der BOB3 im Zusammenbauset kostet ca. 23€ inkl. MwSt.

Abhilfe für diejenigen unter euch, die nicht löten können oder wollen, gibt es aber auch: Der BOB3 wird in einer SMD-Edition fertig verlötet angeboten, die dafür aber auch 7€ mehr kostet als der Bausatz.

Was ist dabei und was muss dazu?

Der BOB3 kommt mit recht wenig Zubehör daher. In der Variante zum Selbstlöten sind außer der oben erwähnten Lötanleitung die dreizehn Bauteile, um den BOB3 zu fertigen und ein Schlüsselband, an dem ihr den BOB3 befestigen könnt, enthalten. In der SMD-Edition ist lediglich die BOB3-Platine und das Schlüsselband enthalten.

Daneben braucht ihr bei beiden Versionen eine Knopfbatterie CR2032, welche aber recht geläufig ist. Dazu müsst ihr den BOB3-Programmier-Helm separat für ca. 23€ inkl. MwSt. dazu kaufen. Ohne ihn könnt ihr den BOB3 nicht an PC, Mac oder Android Tablet nutzen. Dem Helm liegt ein micro-USB Kabel bei, mit dem er an das jeweilige Gerät angeschlossen werden kann.

Was ist verbaut?

Die BOB3-Platine ist nicht mit Features überladen; im Grunde handelt es sich um ein blaues PCB mit aufgezeichneten Augen. Auf den ersten Blick schaut der BOB3 ein wenig grimmig drein, da seine Augen innen nach unten zeigen, oder was meint ihr? Schreibt es uns in die Kommentare!

BOB3 hat zwei RGB-LEDs welche die Farben seiner „Pupillen“ bestimmen, zwei weiße LEDs auf Höhe seines Rumpfes, eine Infrarot-LED, einen Temperatursensor, einen Lichtstärkemesser (Phototransistor) und zwei Arme mit je drei berührungsempfindlichen Feldern. .

Vorbereitung

Neben dem Zusammenlöten des BOB3s müsst ihr auch noch entscheiden, auf welchem System ihr ihn programmieren wollt. Wie oben schon erwähnt, stehen euch alle gängigen Systeme zur Verfügung: Windows, macOS, Linux und Android Tablets.

Um loszulegen, benötigt ihr die Software „BobDude“ bzw. die App „BobDude – BOB3“ für Android. Ihr findet alle Versionen und Links zum Playstore auf dieser BOB3-Website.

Für iPads und iPhones gibt wurde das „BobDock – BLE“ entwickelt. Es kommt demnächst auf den Markt und wird rund 30€ inkl. MwSt. kosten. Damit kann der BOB3 über Bluetooth Low Energie kabellos mit Apple-iOS-Geräten verbunden werden. Dazu benötigt ihr dann die BobDock-App aus dem Apple App Store. Die BobDocks – BLE wurden kürzlich an einer Schule in NRW getestet. Dabei verlief der Test auch in der Klassenraum-Umgebung positiv. Laut Katja Bach bestand „eine stabile Bluetooth Verbindung trotz mehrerer Geräte und WLAN-Signale“ Auch wir werden das BobDock für euch testen und einen Artikel dazu veröffentlichen, wenn wir ein Testexemplar erhalten haben.

Auf los geht’s los

Alles ist zusammengebaut, alle Teile sind an ihrem Platz und BobDude ist für euer System installiert? Dann kann es los gehen!

Programmieren

Programmiert wird mit dem Computer über den Online-Editor auf www.ProgBob.org. Dies geschieht mit der textuellen Programmiersprache „C“. Ihr müsst aber kein bisschen C für BOB3 können, denn die ausgereifte Onlineplattform bietet ein Tutorial an, welches euch Schritt für Schritt erklärt, wie ihr BOB3 programmiert.

BOB3 hat uns in diesem Punkt wirklich überrascht: Er ist in unseren Augen derzeit die am besten geeignete Mikrocontroller-Plattform für didaktische Zwecke, denn hier wird die textuelle Programmiersprache C für Einsteiger*innen sehr gut verständlich gemacht. In neun Tutorials mit über 70 Beispielen wird in kleinen Schritten erklärt, was ein Befehl in C ist und wie und an welcher Position im Programmcode er geschrieben wird. Grundkonzepte der Programmierung wie Schleifen oder Fallentscheidungen werden anhand von Beispielen spielerisch erklärt. Sogar uns hat es richtig Spaß gemacht, zuzusehen, wie der eigene Code BOB3 zum Leben erweckt.

Auch zu erwähnen ist, dass der BOB3 kompatibel mit der grafischen Programmierumgebung Open Roberta ist. Dadurch gibt es eine Alternative für die Programmierung in C. Open Roberta würden wir als halbgrafischen Blockeditor bezeichnen. Warum halbgrafisch? Anders als grafische Editoren wie z.B. EV3-G arbeitet ihr bei Open Roberta mit Blöcken, die nicht nur aus Symbolen bestehen, sondern aus Textanweisungen, welche denen beim textuellen Programmieren ähneln. Dies macht einen späteren Umstieg auf textuelles Programmieren einfacher.

Für die Programmierung des BOB3 mit Open Roberta ist eine zusätzliche Software nötig, der „Open Roberta Create Agent“. Es gibt Versionen für Windows, Linux und macOS. Eine Anleitung, die von BOB3 bereitgestellt wird, findet ihr hier. Ein so schönes geführtes Tutorial wie auf www.ProgBob.org gibt es hier jedoch nicht.

Bei all dem Lob müssen wir jedoch auch sagen, dass der BOB3 nicht die gleiche Vielfalt an Möglichkeiten bietet wie ein Micro:bit, Calliope Mini oder Arduino, denn die meisten Programme nutzen die LEDs als Aktoren. Die Kommunikation via Infrarot hat in unserem Test auch nicht reibungslos funktioniert. Die Beschränkung auf die LEDs ist aus unserer Sicht zwar für das Erlernen von C genau das Richtige, ermöglicht jedoch auf lange Sicht keine hardwareseitige Abwechslung.

BOB3 im Unterricht

Für Schulen stellt das BOB3-Team Unterrichtsmaterial zur Verfügung, welches unter OER Creative Commons Lizenz steht. OER steht für „Open Educational Resources“ und bezeichnet Material, welches von Schulen ohne Urheberrechtsstreitigkeiten benutzt und verändert werden darf. Das macht die Verwendung natürlich um einiges einfacher und praktikabler.

Wir finden es außerdem sehr positiv, dass in den Unterrichtsmaterialien auch Wert auf ein allgemeines Verständnis der Informatik gelegt wird. So gibt es Aufgaben, welche nur indirekt etwas mit dem BOB3 zu tun haben.

Fazit

BOB3 ist in unseren Augen derzeit das beste Mikrocontroller C-Tutorial für Kinder und Jugendliche auf dem Markt und es macht Spaß! Zwar finden wir es schade, dass es für BOB3 keine Erweiterungen gibt, aber der große didaktische Mehrwert lässt uns über diesen Punkt hinwegsehen. Daumen hoch für BOB3 und sein Entwicklerteam!